Schloss Belvedere, gilt als das zweitwichtigste Schloss Österreichs. Schönbrunn steht zweifelsfrei an erster Stelle von der Besucherfrequenz und der internationalen Bekanntheit aus betrachtet. Zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen beide Schlösser, genauso wie die gesamte Wiener Innenstadt.
Barock, Barocker, Belvedere. Anfang des 18. Jh. von Lucas von Hildebrandt errichtet für seinen Auftraggeber den edlen und militärisch erfolgreichen Prinzen Eugen von Savoyen-Carignan.
In der Barockzeit war so ein Schlösschen die Visitenkarte eines erfolgreichen Mannes. Und siegreich war Prinz Eugen allemal, da er die Osmanen 1683 in die Flucht schlug. Dies sieht man auch in der Architektur des Oberen Belvedere. Die beiden äußeren grünen Kuppeln sollen Osmanenzelte darstellen. Das entspricht dem Triumphgedanken der barocken Architektur.
Nach dem Tod des Prinzen wurde das Schloss von Maria Theresia erworben, deren Sohn und Nachfolger, Joseph II, es 1781 als eines der ersten Museen weltweit für die Allgemeinheit öffnen ließ. Das war ganz im Sinne der Aufklärung und sehr fortschrittlich.
Diese kaiserlichen Sammlungen wurden ab 1888 ins neu erbaute Kunsthistorische Museum transferiert und sind heutzutage dort zu sehen. Das Obere Belvedere wurde in Folge als Residenz genutzt Der Komponist Anton Bruckner durfte dort ein Jahr mietfrei wohnen und verstarb auch dort Im Jahr 1896. Thronfolger Franz Ferdinand folgte als nächster Bewohner, der dann 1914 in Sarajewo einem Attentat zum Opfer fiel.
Die österreichische Galerie Belvedere beherbergt heute die Hauptwerke Gustav Klimts und natürlich sein berühmtestes Gemälde „Der Kuss“. Gäste aus aller Welt stellen sich stundenlang an, um die goldenen Bilder Klimts bewundern zu können. Das Museum zeigt österreichische Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Von Barock über Klassizismus Biedermeier, Jugendstil, Expressionismus bis zur Moderne ist alles zu finden.
Der Haupteingang war früher auf der Seite, wo sich der große Teich befindet und der Weihnachtsmarkt üblicherweise stattfindet.
Historisch wichtig ist auch der Marmorsaal, wo 1955 der Staatsvertrag unterschrieben wurde. Österreich wurde nach 10 Jahren Besatzungszeit wieder ein freies und vor allem neutrales Land.
Der berühmte „Canaletto-Blick“ auf Wien kann vom Marmorsaal nachempfunden werden.
Damit ist ein Blick auf Wien gemeint, den der venezianische Maler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, Mitte des 18. Jh. malte. Das Bild hängt übrigens im Kunsthistorischen Museum (KHM), welches die private Gemäldesammlung der Habsburger beherbergt.
2018 gab es eine Analyse des Bildes und es wurde festgestellt, dass Canaletto einiges zugunsten der Wünsche Maria Theresias beschönigt hatte. Die schwarze Kuppel der Salesianerinnenkirche rechts im Bild ist in Wirklichkeit nicht so groß. Auch die Perspektive mit der Karlskirche ganz links passt nicht so ganz. Das war aber früher oft der Fall, dass der Maler, den Wünschen des Auftraggebers entsprechend, etwas dazugemalt hat, was oft nicht ganz der historischen Wirklichkeit entsprach.
Der Venezianer war einer der Lieblingsmaler Maria Theresias und es gibt im KHM weitere alte historische Ansichten Wiens in Gemäldeform.
Gewohnt hat Prinz Eugen im bescheidener gestalteten Unteren Belvedere. Den Oberen Teil nutzte er für die Repräsentation, sprich barocke Feste.
Marie-Antoinette feierte im Oberen Belvedere ihre Verlobung mit Ludwig XVI. im April 1770.
Im Unteren Belvedere wurde 1903 die Moderne Galerie als staatliches Museum gegründet und 1907 das Hauptwerk „Der Kuss“ erworben. Jetzt befinden sich die Meisterwerke Klimts im Oberen Belvedere und im unteren Teil sind immer wieder interessante Wechselausstellungen.
© Text von Annemarie Geiger